Schnittpunkte 1 / 2

 

Konzept / Fotografie / Zeichnung

 

Georg Seyfried (Konzept / Doppelportraits / Realisation)

 

Edith Stauber (Zeichnung)

 

 

Kurzbeschreibung

 

"Schnittpunkte 1/2" steht als Titel für eine künstlerische Arbeit, die mittels Fotografie und in erweiterter Form mit

Malerei / Zeichnung realisiert werden soll. Die Protagonisten dafür sind Menschen, die dort leben und arbeiten. Gemeinsame Fotoportraits von zwei zufällig ausgewählten Personen stellen Fragen nach Individualität, Kommunikation und den unsichtbaren Zwischenräumen. Die Bearbeitung mittels Malerei / Zeichnung führt das Thema auf formaler Ebene weiter.

 

Realisierung / inhaltliches Konzept / technische Beschreibung

 

1. Fotografien

 

Zwei Personen werden in einem eigens dafür geschaffenen schwarzen Raum, in einer Blackbox, gemeinsam abgelichtet, ohne sich vorher zu treffen und ohne sich beim Prozess des Fotografierens sehen zu können. Die Personen wissen von einander, doch sie kennen sich nicht. Sie spüren nur die Anwesenheit einer anderen Person hinter der Wand. Sie stehen alleine, aber doch gemeinsam vor der Kamera.

 

Aufbau der Arbeitssituation / Blackbox:

 

Eine BLACKBOX mit den Maßen 400cmx300cm im Querschnitt und 300cm Tiefe wird errichtet und in der Mitte mit Hilfe eines schwarzen Vorhangs in zwei Kojen unterteilt. Die Kojen haben jeweils einen separaten Eingang, welcher ermöglicht, dass die jeweiligen Probanden sich vor dem Prozess des Ablichtens nicht sehen. Die Probanden dürfen weder sprechen oder sich sonst in einer Form erkennbar machen. Die Auswahl der Personen erfolgt nach einem Zufallsprinzip. Jede Form von Polarisierung oder von Wertung wird vermieden.

Die beiden Personen werden abgelichtet. Es entsteht ein Doppelportrait.

Stellt man zwei Menschen, die sich weder kennen, noch beim Prozess der Ablichtung sehen können - getrennt durch einen schwarzen Vorhang - nebeneinander, und lichtet diese ab, so bleibt als Gemeinsamkeit zwischen den beiden Personen nur die Gleichzeitigkeit der Aktion.

Rivalität, Verbundenheit und sonstige Eigenschaften werden ausgeklammert.

Übrig bleiben zwei Individuen, die nicht miteinander im landläufigen Sinne kommunizieren und korrespondieren. - Zwei zufällig ausgewählte Menschen vermitteln so den Eindruck, als würden diese repräsentativ das Wesen des Menschen an sich in all seiner Vielfalt darstellen, so wie im binären Code die Null und die Eins Platzhalter für ein großes Ganzes sind, so wie die vier Jahreszeiten ohne deren Übergänge (die fünfte Jahreszeit) wesentlich an Bedeutung verlieren.

Durch die Form des doppelten, aber doch einsamen Portraits taucht die Frage auf, ob Individualität etwas ist, das man annehmen, erfahren muss. Oder entsteht sie erst durch ein Gegenüber, so wie ein Eremit ohne Menschen kein Eremit wäre. Das Wissen umeinander schafft Verbindung, nimmt Individualität wahr. Wäre das zwischenmenschliche Gefüge ein Koordiantensystem, so wäre der Mensch ohne das Wahrnehmen und Wissen vom "Dazwischen" lediglich ein Punkt in einem Koordinatensystem, in dem die Verbindung zwischen den Koordinaten fehlen würden, wie Raum, Miteinander, Spannung, Vergänglichkeit, etc...

 

 

2. Zeichnung / Malerei

 

Letztendlich entstehen aus all diesen Abläufen Fotodokumente von Zwischenräumen, welche nochmals einer Umkehrung unterzogen werden.

Edith Stauber nimmt jeweils eine der Personen aus dem Kontext der Doppelportraits heraus und zeichnet oder malt ein Porträt von dieser Person im klassischen Sinne. Durch die bildnerische Darstellung als Soloportrait wird das ursprüngliche Konzept pervertiert, denn der Protagonist entspringt aus der vorangegangen Intention der Doppelporträts. Zudem wird die Form der Technik umgekehrt.

Das reale Abbild, das Foto, weicht der Ästhetik der Zeichnung / Malerei. Das Porträt wird realistisch und doch zeichnerisch / malersich dargestellt. Nun lässt nicht das duale Prinzip der Doppelporträts die Zwischenräume zur Geltung kommen, sondern der subjektive Akt der Zeichnung / Malerei.