Schnittpunkte 1 / 2

Realisierung Juni 2015 /Georg Seyfried

 

1. Fotografien

 

Zwei Personen werden in einem eigens dafür geschaffenen schwarzen Raum, in einer Blackbox, gemeinsam abgelichtet, ohne sich vorher zu treffen und ohne sich beim Prozess des Fotografierens sehen zu können. Die Personen wissen von einander, doch sie kennen sich nicht. Sie spüren nur die Anwesenheit einer anderen Person hinter der Wand. Sie stehen alleine, aber doch gemeinsam vor der Kamera.

 

Aufbau der Arbeitssituation / Blackbox:

 

Eine BLACKBOX mit den Maßen 400cmx300cm im Querschnitt und 300cm Tiefe wird errichtet und in der Mitte mit Hilfe eines schwarzen Vorhangs in zwei Kojen unterteilt. Die Kojen haben jeweils einen separaten Eingang, welcher ermöglicht, dass die jeweiligen Probanden sich vor dem Prozess des Ablichtens nicht sehen. Die Probanden dürfen weder sprechen oder sich sonst in einer Form erkennbar machen. Die Auswahl der Personen erfolgt nach einem Zufallsprinzip. Jede Form von Polarisierung oder von Wertung wird vermieden.

Die beiden Personen werden abgelichtet. Es entsteht ein Doppelportrait.

Stellt man zwei Menschen, die sich weder kennen, noch beim Prozess der Ablichtung sehen können - getrennt durch einen schwarzen Vorhang - nebeneinander, und lichtet diese ab, so bleibt als Gemeinsamkeit zwischen den beiden Personen nur die Gleichzeitigkeit der Aktion.

Rivalität, Verbundenheit und sonstige Eigenschaften werden ausgeklammert.

Übrig bleiben zwei Individuen, die nicht miteinander im landläufigen Sinne kommunizieren und korrespondieren. - Zwei zufällig ausgewählte Menschen vermitteln so den Eindruck, als würden diese repräsentativ das Wesen des Menschen an sich in all seiner Vielfalt darstellen, so wie im binären Code die Null und die Eins Platzhalter für ein großes Ganzes sind, so wie die vier Jahreszeiten ohne deren Übergänge (die fünfte Jahreszeit) wesentlich an Bedeutung verlieren.

Durch die Form des doppelten, aber doch einsamen Portraits taucht die Frage auf, ob Individualität etwas ist, das man annehmen, erfahren muss. Oder entsteht sie erst durch ein Gegenüber, so wie ein Eremit ohne Menschen kein Eremit wäre. Das Wissen umeinander schafft Verbindung, nimmt Individualität wahr. Wäre das zwischenmenschliche Gefüge ein Koordiantensystem, so wäre der Mensch ohne das Wahrnehmen und Wissen vom "Dazwischen" lediglich ein Punkt in einem Koordinatensystem, in dem die Verbindung zwischen den Koordinaten fehlen würden, wie Raum, Miteinander, Spannung, Vergänglichkeit, etc...

 

 

 

 

Doppelportraits / Oberflächen, in Arbeit

 

Fotos von Zinkblech, graviert von Touristen, Ausflüglern

Die unbewusst entstandene Arbeit, wird durch das Dokumentieren hervorgehoben und anschließend durch Farbgebung bearbeitet. Manche der Arbeiten werden durch verdunkeln, oder aufhellen entfremdet, und zusätzlich werden über die Arbeiten Zeichnungen vom Künstler - unter anderem Zeichnungen seiner Kinder - darübergelegt. Den ersten Prozess versteht der Künstler als einen Akt des sich selbst einschreiben, wobei der zweite Akt einer Form von Tätowierung gleichkommt. In beiden Fällen handelt es sich um eine Form von Markierung im Unbewussten wie im Bewussten, und somit kehrt das Motiv 1/2  wie in den Doppelportraits wieder.

Es werden jeweils zwei Serien in den Formaten 110 x 160 cm gegenübergestellt, die sich in der Mitte durch das jeweilige Motiv treffen, jedoch im Rest der Bildfläche die Sujets leicht unterschiedlich auftreten. Das Eine benötigt das Andere um ein Ganzes zu werden.

Unter diesem Doppelformat von insg. 320 x 220 cm wir das gesamte Sujet gespiegelt und das Endformat ergibt demzufolge eine Größe von 320 x 440 cm. Die Spiegelung steht für das Unbewusste und hat die selbe Funktion wie bei den Arbeiten Doppelportraits Pkt. 2.

Folgende Muster sind nur als Muster zu verstehen, da die Arbeit ständig bearbeitet wird.